Dormant Noten

« Projekt 235. Todesjahr L. Meyer von Schauensee»
Eine Koproduktion des Vereins «Geistliche Musik am Stift Beromünster» und des Vereins «Dormant Noten»

Das Projekt “Dormant Noten” ist mit dem Ziel gegründet worden, die unglaubliche Fülle ungedruckter Noten von internationaler Bedeutung (Handschriften, Frühdrucke) aus den Kloster-Bibliotheken der Zentral-Schweiz zu durchforsten, zu editieren und aufzuführen.

Sonntag, 29. September 2024, um 09:30 Uhr, Festgottesdienst zum St. Michaelstag im Stift Beromünster
Sonntag, 29. September 2024, um 16:30 Uhr, Konzert in der Wallfahrtskirche Hergiswald
Sonntag, 6. Oktober 2024, um 09:30 Uhr, Gottesdienst in der kath.-Kirche Küssnacht am Rigi
Sonntag, 6. Oktober 2024, um 17:00 Uhr, Konzert in der Peterskirche, Luzern

Programm
Franz Leonti Meyer von Schauensee (1720-1789)
Missa für Solistinnen und Solisten, Streicher, Hörne und Orgel
Obeliscus Musicus, v. Offertoria solemnia, Opus II, Factum est
Orgelkonzert Nr. 3
Vorlagen: Frühdruck aus dem Notenarchiv, editiert durch Heinrich Knüsel

Aufführende     
Prof. Dr. Alois Koch (Orgel solo, Basso Continuo, Hergiswald und Luzern), Urs Lütolf (Basso Continuo, Beromünster und Küssnacht am Rigi)
Rei Tasaki (Sopran), Sabine Geiger (Alt), Gabriel Piepke (Tenor), Erwin Schnider (Bass)
Saliera-Ensemble 

Leitung
Heinrich Knüsel

L.M. von Schauensee, Spross einer alten Luzerner Patrizierfamilie erhielt früh musikalischen Unterricht und vertrat schon als Knabe seinen Lehrer, Jost Wilhelm Müller auf der Orgel der Stiftskirche. 1740 hielt er sich (als Offizier!) in Mailand auf, wo er die Gelegenheit hatte die reiche Kirchen- und Kammermusik dieser Stadt kennenzulernen. Zudem liess er sich beim damals berühmten Virtuosen Fernando Galimberti im Violinspiel ausbilden und wurde so mit Werken Glucks, Sammartinis, Pergolesis u.a. spätbarocker Meister vertraut. Er komponierte selber Kammersonaten für Clavecin, welche «in Mailand sehr hochgehalten wurden». 1714 musste er in den Kriegsdient bei Ivrea einrücken und im Dienste König Emanuels am österreichischen Erbfolgekrieg teilnehmen. Nach dem Sieg über die Spanier wuchs sein Ruhm als Komponist, wovon u.a. ein Parademarsch, sein Singspiel «Applausi festosi della Sardegna» und ein glanzvolles «Te Deum» Zeugnis geben. Doch das Schicksal wendete sich: In der Schlacht von Nizza 1747 wurde Meyer von Schauensee gefangengenommen, er durfte aber auf Ehrenwort hin (!) in seine Heimat zurückkehren. Nachklänge dieser kriegerischen Auseinandersetzungen finden sich in der grossangelegten dreichörigen Festmesse von 1749, wo als Offertorium ein «Concerto rappresentando una battiglia musicale» zu finden ist.

Nach dem Tode seines langjährigen Mentors Jost Wilhelm Müller wurde Meyer von Schauensee – inzwischen zum Priester geweiht – Stiftsorganist in Luzern und komponierte in dieser Funktion zahlreiche liturgische Werke in einem neuen Stil, um damit die veraltete («noch im alten Stil») Kirchenmusik wieder zu beleben, u.a. 1757 ein «Pontificale Romano-Constantinense Musicum», enthaltend sieben Messen für Soli, Chor, Streicher, Bläser und Generalbass. Daraus erklingt in unseren Aufführungen die Missa, deren Autograph sich in der Stiftsbibliothek Beromünster befindet.

In späteren Jahren engagierte sich Meyer von Schauensee auch politisch und gründete 1768 die «Helvetische Konkordiagesellschaft», deren Zweck sich auf die politische und kulturelle Erneuerung der Schweiz richtete. In diesem Zusammenhang entstanden schliesslich seine damals erfolgreichen Opern «Hans Hüttenstock» (1769) und die «Engelberger Talhochzeit» (1781). Der Nachruf nach seinem Tod 1789 nennt ihn ein «Music-Genie im hohen Grade…das beweisen seine Messen, Opern, Sinfonien, Sonaten und Arien», aber auch seine offenkundige Meisterschaft als Stiftsorganist.